Sonntag, 16. Dezember 2012

Das soziale Spiel - Teil1.

Das soziale Spiel.Rückblick und Hintergrund. Teil1

Das soziale Spiel.

Spiele gab es seitdem sich die Geschichte des menschlichen Species erinnern kann. Nicht umsonst lautete aber eine der Klassifizierungen unserer Ahnen “homo ludens”…

Die berühmte römische Maxime “panem et circensens” hat auch ihre Vorgeschichte.
Schon die Urvölker merkten es irgendwie zutreffend, dass manche Spielarten etwas ganz Bizzares inne hatten, insbesondere wenn es um Leben und Tod ging.

Diese Option wurde regelmäßig und zielgerecht eingesetzt, um gewisse soziale Spannungen zu entladen, wenn man der unzufriedenen oder auch gelangweitenen Gesellschaft einen Emotionsschub – mit dem Kick des tödlichen Ausgangs – verpassen konnte.

Als eine ganz besondere Hintergrundbotschafft brillierte die Manifestation einer Machtposition, die gelassen mit dem Leben oder Existenz der “Bösen” (oder auch der “Auserwählten”) rumzuspielen vermochte.
Es wirkte doch immer so ein bißchen beruhigend auf der Seite der Starken stehen zu dürfen.


Für die Maichinhaber stellte diese Art vom Spiel auch eine ganz bequeme Möglichkeit dar, die eigene Pracht oder auch die (eigene) unendliche Güte ins Rampenlicht bringen zu können (wie zum Beispiel im Zuge der Begnadigungsakten).
Als ein unverkennbares Merkmal derartigen Spiele imponierte immer ein Phänomen des zu erbringenden Tributs.

Diese Art von Entertaiment kommt anscheinend immer wieder gut an; um nur einige wenige der imposanten Beispiele aus dem Reservoir der zeitgenössischen Kinematografie wie “The running man” (ein Film von Ende 80er Jahre mit Arnold Schwarzenegger”), der “Gladiator” oder “Die Tribute von Panem” zu bennenen.

Man könnte beinahe sagen…. entgegen der massiven sozialen deklarativen Äußerungen und Bekennungen zu einer friedlichen und liebevollen Welt (peace for everyone etc…) schienen die  hervorragenden Werke sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des reichlich erschienenen Publikums zu erfreuen….
Wie kommt es…? Sei es die Folge von einem immer aktuellen und ins Außerbewusste verdrängtem Ruf nach der Blutrache (natürlich – an den “Schuldigen”)….oder einer der verkannten (und doch Greifenden) Atavismen…? Sind die tief schlummernden Atavismen “blutrünstig” ?


Ein Blick in die Vergangenheit der Menscheit könnte vielleicht behilflich sein….

Fangen wir mit der Tatsache an, dass jede Geschichte immer von den “Siegern” verewigt wurde. Diesem Fakt zufolge, vertrat auch jede Überlieferung zumindest hintergründig und zwar über die Darstellungsart die Prioritäten der damaligen Herrscher (samt der dazugehörigen Sozialordnung).

Damals gab es anscheinend etwas andere Lebensvorstellung sowie Wertvorstellung als diese, die wir über die letzten zig Jahre den Pazifisten als allgemeingeltend abkaufen wollten.

Wenn wir in den Urzeiten ein bisschen rumwühlen… stoßen wir – bezogen auf die soziopolitischen Aspekte – auf strikt autoritär verwaltete Gremien bei den Population mit einer angemessen kurzen Lebenserwartung (zu Bronzezeiten waren es im Schnitt 18 Jahre; bei Imperium Romanum – 23 Jahre).


Die mehr esoterisch ausgelegten Kulturforscher bezeichnen öfters die Leitphilosophie dieser Zeiten, als dem Geist des ersten Chakras untergeordnet (u.a. bedingungslose Unterordnung der Weichen des Systems, blinde Loyalität gegenüber den Stammessitten, geringfügiges Spektrum für die Eigeninitiative – als Tausch gegen die vom “System” gebotenen Benefite).
Unter den damaligen Zeiten wurde nicht  nur die Auslebung von Macht stark den hierarchisch und autoritär gesetzten Regeln untergeordnet; das ganze Leben verlief unter dem Schild des Monolith der diversen totalitären Systeme.
Ohne jetzt großartig auf die Differenzen einzugehen wäre es sinnvoll bloß zu vermerken; die Prioritäten der damaligen Zeiten konzentrierten sich auf dem Erhalt und Ausbau sämtlicher materiellen Ressourcen des Stammes; inklusiv Bevölkerung, Land, Gut etc…

Die unter diesen Umständen regelmäßig arrangierten Spiele (wie z.B. Wettkämpfe der Gladiatoren oder ähnlicher Sklaven) dienten nebenbei der Apologes der Kampfkunst, als einem der wichtigsten Elemente der sozialen Bildung.
Bekanntlich genossen auch die erfolgreichen Gladiatoren einen Ruf voller Bewunderung und Ruhm und zwar abgesehen von dem “primären” Status…


Über die ganzen Jahrhunderte unserer Geschichte hindurch boxte sich die Menschheit über die Entwicklungsphase des zweiten Chakras durch… Hier bekamen die Forschungsaspekte und die Suche nach dem Austausch um einiges mehr Bedeutung, als nur den Ausbruch aus der Monotonie des Totalitarismus.
Die Entdeckung neuer Kontinente erweiterte unser Weltverständnis, brachte auch Einiges zur Vervollkommnung unserer Brieftasche, aber auch der Lebensvorstellung (was für neue Perspektiven für das “Spielerische” im Menschen).
Die Auflockerung der steifen Regeln sollte mehr Spielraum fürs Neue erschaffen; selbstverständlich mehr Platz für sämtliche “Ausspielungen” der bislang petrifizierten oder zumindest rigiden Sitten.

Das dritte Chakra knüpft mit seinen Traditionen an die Erinnerungen des Ersten. Die Sehnsucht nach monolithischen ggf. monumentalen Lösungen führt diesmal zu den mehr oder weniger freiwilligen Seilschaften und Vereinen; ob in der Politik, Verwaltung, aber auch in der Welt der Kunst und Wissenschaft.
Summa summarum wird erkannt, dass solche “Auseinandersetzungsmöglichkeiten” wie Geld, Sex und Macht im gewissen Sinne äquivalent sind.

Wie wirkte sich das Ganze auf die Herausprofilierung der sozialen Spiele ?


Eine gewisse Bereicherung der sozialen “Spiele” wäre z.B. im jüngsten Werk von diesem Genre zu sehen – in den “Tributen von Panem”.
Hier wird ein lyrischer Aspekt eingeführt, der sogar dazu führt, dass die seit geraumer Zeit festgesetzten Spielregeln abgeändert werden durften. Nicht rührend ?

Die Menschen werden in einer “zivilisierten” Gesellschaft dem Tod ausgeliefert, der lyrische (und gut künstlich arrangierte) Faden erlaubt es aber den Machtinhabern mit den Gefühlen der dekadenten Gesellschaft zu spielen.
Statt einen Einzelsieger (und den einzig Überlebenden – wie üblich) bekommt das Publikum ausnahmsweise zwei Stück davon; nachdem sich das Spiel-Komitee von den angeblichen Gefühlen (zwei aus einem Bezirk stammenden) Tribute “rühren” lässt und … im Akt der Gnade das Finale mit zwei Überlebenden  (das “verliebte Paar”) veranlasst…


Allerdings… eine Zivilisationsentwicklung mit einem klaren Chakrenbezug finden wir auch bei den zeitgenössischen geistigen Lehrern wie Carolyn Myss (vergleiche “The Anatomy  of the Spirit”); wobei hier ganz andere Töne angeschlagen werden.
Aber auch manche der weltbekannten Philosophen – wie z.B. Martin Heidegger – sahen in den kohärenten Glaubenssätzen der verschiedenen Zeiträume unserer Entwicklung klare Markierungsgrenzen zwischen verschiedenen Ären. Diese kamen zustande über die Verbreitung – oder besser gesagt – “Sozialisierung” gewisser Weltanschauung.

Jede Epoche schrieb sich auch andere Glaubensbekenntnisse auf die Schilder.
Bei den alten Griechen begegneten wir zum Beispiel sogar zwei verschiedenen Glaubessätzen.

Die Zeitgenossen der Homer-Epoche glaubten an die “Physis” (wie in etwa “Natur”). Die Wirklichkeit (das “Sein”) tauchte aus dem Nichts auf (ob Gegenstände, Erscheinungen, Gefühle etc.), verweilte eine Weile und verschwand wieder aus dem Horizont der menschlichen Erkenntnis…
In der darauffolgenden “Poiesis” Epoche betrachtete man das “Sein” als das “aktive Hervorheben” oder Zustandebringen gewisser Phänomene der Wirklichkeit (am einfachsten ließe sich hier ein Bezug zu den Handwerklichen Betätigungen herstellen).

Inwiefern die “Poiesis” Ära der Griechen mehr auf das Herausholen des Wesentlichen aus den Dingen verstand – besannen sich die Römer mehr auf die Unterwerfung der Substanz der a priori vorgenommenen Form (die “Power” – Epoche).
Die logisch entworfene Ordnung (oder auch “Weltordnung” – “Ein großer  Mensch hält die Massen klein” – Vergil) des Imperium Romanum räumte demnächst den Platz einer absolutistischen Weltanschauung.

Die christliche Epoche (“Creation”) mit Gott als Absolut sah in der Auslegung der Kirche eine perfekt hierarchisch konzipierte Welt, wo alles am Platz war und dem “göttlichen übergeordneten Plan” für die Menschheit exakt entsprach. Die Wertskala der irdischen Ordnung richtete sich auch streng danach, inwiefern die menschliche Vorstellung ein Anliegen (oder Gegenstand) der Hierarchie in dem edlen göttlichen Plan zuzuordnen vermochte.
Nach Heideggers Auffassung dauerte die Neuzeit ungefähr vom 16. bis zum 20. Jahrhundert.



Die darauffolgende Ära der Moderne (“Subjects and Objects”) brachte eine gravierende Veränderung in der Weltauffassung.
Wo die Koryphäen der Neuzeit eine Weltunterordnung laut vorgegebenen Plan anstrebten (ob Forscher oder Eroberer), setzte der Mensch als “das moderne Subjekt” die Werte der neuen Weltordnung selber fest.
Die aktuelle Epoche – vom “technischen Seinsverständnis” (nach Heidegger) – bringt dank den bislang nie dagewesenen technischen Möglichkeiten zwei Schlüsselbegriffe mit sich: die Effizienz und die Optimierung. Eine Umsetzung von beiden erfordert reziprok die Einführung von Normierung in unserem Leben…

Alles wird zu Ressource, die optimiert werden sollte…Das Denken in Systemkategorien nimmt immer stärker den Einzug in den logistischen Hintergrund des Alltags und verwandelt die Milieustruktur zu einer immer mehr perfekten “Matrix”…
Als eine der potentiellen Gefahren für jeden Einzelnen wird … die von dem Fortschritt der Zivilisation erschaffene Maschine, wo jeder ersetzbar ist.
Eine weitere Gefahr kann aus der freiwilligen Abgabe unzähliger Kompetenzen an die Alltagstechnik resultieren.

In der Ära des Internets und der Globalisierung wird versucht jede Tatsache zu Information zu verwandeln und ins Netz zu setzen…


Die Folgen … im Dschungel des Informationsüberflusses eine Ordnung zu finden und für sich selber das Richtige aufzupicken…
Eine dringende Frage nach den Prioritäten kommt unter diesen Umständen besonders prägnant zum Tragen… Wenn unsere Großväter im Jahre 1900 – über das ganze Jahr hindurch – mit der gleichen Informationsmenge konfrontiert wurden, die uns binnen einer einzigen zur Zeit überflutet … gilt es umso deutlicher die Prioritäten zu setzen.

Sollte es aber heißen, die Prozesse zu automatisieren – wie zum Beispiel über den Einsatz von Filtern, Preferencen etc… ?

Wo ist dann der Platz für unser persönliches “aktives” Engagement… Für das Ausleben in der -immer mehr – virtuellen Welt. Für das Spielerische …

Nach diesem (für Manche mehr als umfangreichen)  Einblick in die Vorgeschichte unseres Verständnisses der Realität wissen wir (in etwa), was unsere Vorgänger für soziale Vorstellungen vertraten.
Ein bisschen vom Thema weggekommen ? Eher doch nicht.
Das Bewusstsein ist eine Art vom Spiegel der sozialen Glaubenssätze. Das “Spielerische” besitzt in dem Bereich einen ganz nicht unerheblichen Anspruch auf die Selbstverwirklichung.

Was ist mit uns beim Aufbruch ins Cyberspace ? Was sind jetzt die “sozialen Spiele” ?
Auf dieses Thema komme ich gerne die Tage zurück.

Release 2012.12.26.